Dienstag, 31. Dezember 2013

"Bridge Club" Episode 3



Kapitel III
- Bridge Club - 

Ich öffne gerade den letzten Karton, da klingelt das Telefon.
Will: „Clark?“
Lenny: „Will, hab grad mit dem Manager vom Club telefoniert. Er meinte, dass du heute um 20:00 Uhr vorbeikommen kannst.“
Will: „Hey klasse Lenny! Dann werd ich mich mal mental drauf vorbereiten.“
Lenny: „Jup, mach das. Und versau es nicht!“
Will: „Ich werd mein Bestes geben!“
Lenny: „Na dann brauch ich mir ja keine Sorgen machen. Viel Glück heut Abend!“
Will: „Danke Lenny, bist ein echter Freund!“
Lenny: „Dann mach´s mal gut und sag mir Bescheid, wie es gelaufen ist.“
Will: „Mach ich! – Ciao!“
Nachdem ich das Telefon zurück gelegt habe, gehe ich die Treppe hinauf ins Schlafzimmer. Dort öffne ich die Balkontür und laufe bis ans Geländer des kleinen Balkons. Ich zünde mir eine Zigarette an und genieße die Aussicht auf die Innenstadt, welche in circa zehn Kilometer Entfernung vor mir liegt. Irgendwo da draußen soll auch Caroline´s und mein neuer Arbeitsplatz sein. Ich ziehe an meiner Kippe.
Plötzlich steht Caroline neben mir und zündet sich auch eine Zigarette an. Sie trägt nur ein weißes Handtuch und ihre Haare sind noch ganz feucht.


Caroline: „Du weißt noch nicht, wie es für dich weiter geht, oder?“
Will: „Nein, und das gibt mir ehrlich gesagt zu Bedenken…“
Caroline: „Das wird schon, wir müssen uns nur erst einmal einleben, wirst schon sehen!“
Will: „Ich hoffe du behältst wie immer Recht. Wie war denn dein erstes Meeting heute?“
Caroline: „Ey, das war richtig klasse! Ich glaube ich habe einen richtig guten ersten Eindruck hinterlassen. Hab denen gleich meinen Vorschlag für diese neue Software gesteckt. Du glaubst es nicht, aber die waren richtig begeistert!“
Will: „Freut mich, dann hoffe ich mal, dass es nachher bei mir genauso gut verläuft – Um acht muss ich da sein.“


Inzwischen ist es halb acht. Draußen ist es noch herrlich warm. So warm, dass man noch gut in kurzer Hose unterwegs sein kann. Da ich aber für ungewisse Zeit im Club sein werde, entschließe ich mich, eine normale Jeans und ein T-Shirt anzuziehen. Ich ziehe meine Jacke von der Garderobe und nehme den Autoschlüssel vom Haken.
Will: „Schatz, ich bin dann mal weg.“
Caroline: „Alles klar, viel Glück und pass auf dich auf.“
Will: „Danke – Ich liebe dich!“
Caroline: „Ich dich auch!“

Ich gebe Caroline einen Abschiedskuss und verlasse das Haus. Meine Jacke schmeiße ich auf den Beifahrersitz im Auto. Ich schnalle mich an, stecke den Schlüssel ins Zündschloss, drehe ihn um und verlasse die Hofeinfahrt. Auf der Hauptstraße angekommen schalte ich von Radio, auf CD um. Track 14 – Mein Lieblingssong! Gut gelaunt singe ich lautstark mit.
Will: „Hier muss es irgendwo sein!“
Ich hoffe ich habe mich nicht verfahren. Ich schaue kritisch auf die Uhr um festzustellen, dass ich die Zeit ganz schön knapp berechnet habe.
Da ist es! Geschafft! Ich setze den Blinker rechts und biege in eine enge Seitenstraße ein, in der ich das Auto vor ein paar Müllcontainern zum Stehen bringe. Ich ziehe die Handbremse an, lege den ersten Gang ein, schalte den Motor aus und steige aus dem Wagen. Ich schaue nochmal auf die Uhr – gut! Ich habe doch noch genug Zeit. Also greife ich in meine linke hintere Hosentasche und hole meine Schachtel Zigaretten heraus.
Wo ist mein Feuerzeug? Ich durchsuche meine Taschen, kann es aber nirgends finden. Verdammt, ich muss mich gleich vorstellen und kann vorher noch nicht mal eine rauchen. Ich schaue durch das Fenster von Caroline´s Coupé.
Auf dem Beifahrersitz, halb unter meiner Jacke kann ich es dann entdecken. Es muss wohl aus der Jackentasche gerutscht sein, als ich die Jacke ins Auto geworfen habe. Ich schließe das Auto also nochmal auf, nehme das Feuerzeug und mache mir mit dem vierten Versuch die Zigarette an. Hektisch ziehe ich ein paar Mal an dem kleinen weiß-orangenen Giftstab und schnippe ihn nach nicht einmal der Hälfte weg. Irgendwann sollte ich das Rauchen aufgeben…
Ich laufe um das Gebäude, welches von außen her in meinen Augen nicht gerade als Club erkennbar ist. Über  der Eingangstür hängt ein längliches, gelb leuchtendes Schild, auf dem in senkrechten, rot schimmernden Buchstaben „Bridge Club“ zu lesen ist. Ich gehe hinein und befinde mich in einer recht schmalen Lobby, in der am Ende, an einer weiteren Tür zwei Männer stehen.
Ivo: „Abend, dein Ausweis!“
Ich hole meine Brieftasche aus meiner linken, vorderen Hosentasche, nehme meinen Ausweis heraus und zeige ihn dem Türsteher, welcher von seiner Größe und seiner Breite höchstwahrscheinlich Probleme hat, durch die engen Türen zu passen.
Der andere ist eher klein und ziemlich pummelig. Er hat schwarze, lange Haare, trägt eine Sonnenbrille und ein Headset.
Ivo: „Du wirst schon erwartet. Geh´ einfach durch die Tür hier und immer an der rechten Wand entlang. Da kommst du dann am Ende der Tanzfläche an einen Aufzug. Fahr einfach nach oben. Von da aus wirst du dann zum Chef gebracht.“
Will: „Danke, werd´s schon finden.“
Ich gehe durch die schmale Holztür, vorbei an den beiden Türstehern, in den Hauptraum des Clubs. Erstaunt sehe ich mich in dem großen Raum, dessen Decke unendlich hoch erscheint und in dem die Dunkelheit nur durch das Lichtspiel der Scheinwerfer- und Laseranlagen vertrieben wird, um. Fünf Meter über dem Boden, an der Rückwand des Raumes sind riesengroße Spiegel angebracht. Glatte Fliesen, in einem dunklen, marmorierten Farbton, bilden die Tanzfläche in der Mitte des Clubs. Rechts und links neben der Tanzfläche, entlang den kahlen, schwarzen Wänden, verlaufen vier Schnaps- sowie eine Cocktailbar. Der Raum ist menschenleer. Dennoch spielt schon ein leiser Techno-Beat, welcher mit einer höheren Lautstärke bestimmt so manches Trommelfell zum Reißen bringen könnte. Kaum an der rechten Bar vorbei, stehe ich vor einem unscheinbaren Gitter, hinter dem sich ein kleiner Aufzug befindet. Darüber hängt ein kaum noch leserliches „Personal only“-Schild. Ich schiebe das Gitter beiseite, stelle mich in den Aufzug und drücke den Knopf mit den Buchstaben Chefetage. Mit einem Quietschen schließe ich hinter mir das schwere Metallgitter und laut rollend setzt sich der Aufzug in Bewegung. Oben angekommen wieder ein Gitter, welches ich von Hand aufschieben muss.
Ein ungewöhnlich protziger Gang liegt nun vor mir. Auf dem Boden ein roter Teppich. Wände, glänzend wie aus Gold. Und in regelmäßigen Abständen kleine Bonsai Bäumchen entlang des Teppichs. Am Ende des Gangs, wieder eine Tür. Ein komplett in schwarz gekleideter Mann geleitet mich den Gang entlang. Wir erreichen nun das Ende des Gangs, wo ich erst einmal kräftig durchatme.
Ich klopfe drei Mal an die schwere Flügeltür.
Carbon: „JA!“
Es geht los! Wieso nur bin ich vor diesem Vorstellungsgespräch so nervös? Es ist doch nur ein Job als Barkeeper und nicht als Börsenmakler. Der Mann in schwarz hält mir die Tür auf und betritt mit mir zusammen das Büro. Von innen schließt er die Tür und bleibt vor selbiger stehen, die Arme auf dem Rücken verschränkt.
Carbon: „Herr Clark, ich habe Sie bereits erwartet!“
Unmittelbar vor mir, dort wo der rote Teppich endet, steht ein schwerer dunkelbrauner Schreibtisch, auf dem ein paar Kugelschreiber, ein Brieföffner und diverse Unterlagen liegen. Dahinter sitzt ein großer und dünner, etwa sechzig jähriger, grauhaariger Mann mit Schnurrbart, der einen weißen Smoking trägt.
Carbon: „Mein Name ist Carbonélle Denno, aber nennen Sie mich doch einfach Carbon. Unschwer zu erkennen, bin ich hier der Big Boss, wenn man es so sagen will. Mir gehören abgesehen von diesem hier, noch zwei weitere Clubs. Angefangen habe ich bei null, genau wie Sie! Inzwischen bin ich mehrere Millionen schwer und ein angesehener Mann. Ihr Freund Lenny hat Sie mir wärmstens empfohlen und ich muss sagen, er hat mir nicht zu viel versprochen. Sie sind pünktlich erschienen und machen auf mich einen recht fitten Eindruck. Aber was rede ich denn so viel, erzählen Sie ruhig mal ein bisschen von sich!“
Will: „Nun ja, ich bin hier, weil ich Arbeit suche. Ich habe schon einige Zeit vorher, da wo ich her komme, als Barkeeper gejobbt und als Lenny mir nach meinem Umzug hierher von diesem Club erzählte, habe ich zugesagt. Somit bin ich nun hier und versuche einen guten Eindruck auf einen Mann zu machen, der anscheinend alles erreicht hat, was man sich nur wünschen kann, damit er mich einstellt.“
Siegessicher setze ich ein kleines Lächeln auf. So viel geschleime, das hält keiner aus. Entweder lässt er mich nun abblitzen, oder aber ich habe den Job.
Carbon beginnt zu grinsen. Das ist schon mal ein sehr gutes Zeichen, denn ich dachte bis jetzt, dass dieser Mann keinen einzigen Muskel im Gesicht hat. Seit Beginn unseres Gesprächs, habe ich noch keine Emotionen im Gesicht von Carbon feststellen können. Doch jetzt sieht er zufrieden aus. Anscheinend tut es ihm gut, wenn sein Ego ein bisschen gestreichelt wird.
Carbon: „Sie gefallen mir, Herr Clark! Doch ehrlich! Ein aufgeweckter junger Mann, genau so einer, wie wir ihn gebrauchen können. Wann wollen Sie anfangen?“
Will: „Das heißt dann wohl, ich hab den Job?!“
Carbon: „Wie ich schon sagte, ein aufgeweckter junger Mann. Wenn es Ihnen passt, seien Sie morgen, pünktlich um einundzwanzig Uhr, an der Schnapsbar. Thomas wird Sie dort ein bisschen einlernen und Ihnen alles zeigen.“
Will: „Einundzwanzig Uhr also? Ich werde da sein!“
Carbon: „Dann werde ich mir morgen mal ansehen, wie Sie sich anstellen.“



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